Das Lernen in kleinen Gruppen (kooperatives Lernen) bringt viele Vorteile mit sich, sowohl mit Blick auf das Lernen, als auch auf sozialer Ebene. Das gilt sowohl für herkömmliche Lehr-Lern-Settings im Seminarraum, als auch für die online-gestützte Zusammenarbeit. Dreh- und Angelpunkt dabei ist die Interaktion zwischen den Lernenden einer Gruppe. Beispielsweise, wenn Lernende gemeinsam verschiedenes Wissen kombinieren müssen und sich dafür gegenseitig Inhalte erklären, verschiedene Perspektiven zu einem Thema diskutieren oder auf Basis verteilter Expertise neue Schlussfolgerungen ziehen.

E-Learning-Forschung zeigt, dass mehr Interaktivität zwischen Lernenden in einem Online-Setting die soziale Präsenz erhöht (also das Gefühl, mit anderen Menschen zu tun zu haben), Gefühle von Isolation verringert und letztendlich auch vertiefendes Lernen anregt. Vor diesem Hintergrund kann kooperatives Lernen in der Online-Lehre eingesetzt werden, um diese Lehr-Lern-Settings anzureichern.

Das klingt vielversprechend, doch die Realität ist oft etwas anders. „Gruppenarbeit“ ist kein Selbstläufer, denn förderliche Interkation zwischen Lernenden findet nicht einfach statt, weil Lernende in Gruppen eingeteilt werden und eine Aufgabe gemeinsam erarbeiten sollen. Den positiven Effekten von kooperativem Lernen stehen verschiedene typische Herausforderungen wie beispielsweise soziales Faulenzen gegenüber. Solche Phänomene sind nicht nur abträglich für das Lernen, sondern führen auf Seiten der Lernenden auch zu Unzufriedenheit.

Online-Befragung für Studierende

Mehr über solche typischen Herausforderungen zu erfahren, kann Lehrenden dabei helfen, Online-Lehrveranstaltungen anders zu gestalten und Lernende dabei zu unterstützen, die Zusammenarbeit im Angesicht solcher Phänomene effektiv zu verändern.

Im Rahmen unserer Forschung am Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie haben wir eine Online-Befragung für Studierende erstellt, mit der wir erfassen wollen, mit welchen Herausforderungen Studierende während ihrer Online-Gruppenarbeit im SoSe 2020 konfrontiert waren und wie die Studierenden diese Herausforderungen empfunden haben.

Wenn Sie als Dozierende in diesem „virtuellen Semester“ Online-Gruppenarbeit eingesetzt haben, können Sie einen Beitrag zu dieser Untersuchung leisten, indem Sie den folgenden Link gerne an Ihre Studierenden verteilen : https://survey.ife.rub.de/index.php/768415?lang=de

Die Befragung ist den gesamten August geöffnet

Gerne würden wir die Daten der Online-Befragung rechtzeitig vor dem WiSe 2020/2021 auswerten, um Ihnen die ersten Befragungsergebnisse in einem weiteren kurzen Beitrag präsentieren zu können und wir Ihnen somit bereits praktische Tipps für Ihre Lehrveranstaltungen mit an die Hand geben.

Wenn Sie mehr über den Einsatz von kooperativem Lernen in der Online-Lehre wissen möchten, finden Sie im folgenden kurzen Journalartikel einen kompakten und praxisorientierten Einstieg in das Thema. Der Artikel gibt einen evidenzbasierten Überblick zur Wirksamkeit, sowie Anregungen zur Gestaltung und Unterstützung von kooperativem Lernen in der Online-Lehre:

https://www.emerald.com/insight/content/doi/10.1108/ILS-04-2020-0090/full/html

Dieser Artikel erschien zusammen mit anderen Artikeln zur evidenzbasierten und pragmatischen Umstellung auf Online-Lehre in verschiedenen Bildungskontexten (wie z.B. der Hochschule) in einer Sonderausgabe des Fachjournals Information and Learning Science. Die insgesamt 42 Artikel sind für die nächsten 6 Monate im Open Access verfügbar:

https://www.emerald.com/insight/publication/issn/2398-5348/vol/121/iss/5/6

Über den Autor

Sebastian Strauß ist Doktorand am Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie (Prof. Dr. Nikol Rummel) und forscht in verschiedenen Projekten zu computerunterstütztem kooperativen Lernen (CSCL) in der Hochschullehre.

Link zu aktuellen Forschungsprojekten: https://ife.rub.de/pp/projects