Wie lassen sich entfernte oder nicht zugängliche Räume im Unterricht erfahrbar machen und explorieren? Augmented Learning (erweiterte Realität) bietet Möglichkeiten, neue Zugänge zu Wissensinhalten zu schaffen.

Zu diesem Thema war Herr Marcin Morawski mit seinen Lehramtsstudierenden zur Vorbereitung auf ihr Praxissemester bei uns im ZfW zu Gast. Herr Morawski ist Dozent am Lehrstuhl für Religionspädagogik und Katechetik der Katholisch-Theologischen Fakultät und Lehrer am Vestischen Gymnasium in Bottrop-Kirchhellen. An zwei Nachmittagen stellten wir das Tool „H5P Virtual Tour (360)“ vor, mit dem die Studierenden in der anschließenden Praxisphase das Bildmaterial der Kathedrale von Chartres didaktisch aufbereiten konnten. Ziel war es, einen solchen Rundgang später auch im Religionsunterricht einsetzen zu können.

H5P und die Virtual Tour (360)

Mit der Anwendung Virtual Tour (360) lassen sich Online-Touren durch Räume erstellen. Die Funktion ist in Moodle integriert und Teil der H5P-Werkzeuge. Um die Tour zu gestalten, können sowohl statische Bilder als auch 360°-Bilder verwendet werden. Für die Erstellung eines virtuellen Rundgangs werden die einzelnen Bilder (Rundum- und Detailansichten) miteinander verknüpft. Außerdem können sie mit Texten, weiteren Bildern, Videos, Tonspuren oder Single Choice-Fragen angereichert werden. Nach der Fertigstellung kann der virtuelle Rundgang via Tablet, Smartphone oder am PC begangen werden. Das Tool bietet damit eine flexible Visualisierung und kann dazu dienen, Vorträge, Seminare und Unterricht interessanter und abwechslungsreicher zu gestalten.

Eine Virtual Tour durch die Kathedrale Notre-Dame von Chartres

Nachdem wir den Teilnehmenden einführend die Möglichkeiten und Anwendungen des Tools erläutert hatten, ging es in die Praxis. Übergreifendes Thema der Seminarsitzungen war die Kirchenraumpädagogik. Die Aufgabe der Studierenden in den begleiteten Sitzungen bestand darin, in Partnerarbeit ein didaktisches Konzept für den Schulunterricht anhand der Kathedrale Notre-Dame von Chartres zu entwerfen und dieses mit der Virtual Tour (360) umzusetzen.  Es entstanden sehr unterschiedliche kreative virtuelle Rundgänge und spannende Entdeckungstouren für Schülerinnen und Schüler, die die Studierenden am Ende des Seminars präsentierten: Das „Königsportal“ kann nun genauer unter die Lupe genommen werden, und es ist mit zahlreichen zusätzlichen Informationen bestückt. Die Rosette des nördlichen Querschiffs wartet jetzt mit erläuternden Informationen und Verlinkungen auf, die weitere Details aufdecken. Außerdem erhalten wir nun ganz unterschiedliche Perspektiven auf das „Labyrinth“ der Kathedrale.

Feedback der Studierenden

Die Studierenden lobten vor allem die einfache, intuitive und verständliche Handhabung des Tools, mit der sich umstandslos viele unterschiedliche Arten virtueller Touren erstellen lassen. Kritisch wurde angemerkt, dass ein auf dem Tool basierendem Unterrichtskonzept einer genauen Planung und Materialsichtung im Vorfeld bedürfe. Außerdem sei zu beachten, dass ein Tool immer nur Mittel zum Zweck sein dürfe und das didaktische Ziel einer Unterrichtsstunde sollte dabei nicht aus den Augen verloren werden. Die Resonanz seitens der Studierenden war dennoch sehr positiv und sie sehen in der Anwendung eine lohnenswerte Methode, um einen höheren Lerneffekt bei Schülerinnen und Schülern zu erzielen. Die Studierenden konnten sich sehr gut vorstellen, das Tool beispielsweise im Rahmen einer Projektarbeitsphase von Schülerinnen und Schülern selbst anwenden zu lassen, um auch ihre Medienkompetenz zu erweitern und als willkommene Abwechslung zur eher klassischen PowerPoint-Präsentation.

360°-Szenarien in Ihrer Lehre?

Wenn Sie  eine Lehr- oder Seminareinheit mithilfe von 360°-Bildern und -Videos gestalten wollen, stehen wir Ihnen gerne beratend zur Seite und freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme unter rubel@rub.de.

Unser Gastautor:

Marcin Morawski (M.A.) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Religionspädagogik und Katechetik der Ruhr-Universität Bochum. Seit 2009 lehrt er am Vestischen Gymnasium in Bottrop Kirchhellen.