Da sitze ich nun knapp 40 km von der Ruhr-Uni entfernt vor meinem Rechner und mache eLearning. Wie viele E-Mails passen eigentlich auf einen Mailserver? Meine Kolleg*innen und ich testen wohl täglich die Limits der synchronen und asynchronen Kommunikation…
Was vermisse ich hier auf dem platten Land? Meine Kolleg*innen natürlich (wobei wir uns mehrmals täglich per TeamSpeak hören und in Webkonferenzen zwischendurch auch sehen), die schnelle Internetverbindung an der RUB – und meinen schönen, bequemen Bürostuhl. Zumindest meinen großen 27 Zoll-iMac habe ich am letzten Dienstag kurz vor Schließung der Gebäude auf dem Campus noch unter den Arm geklemmt, so dass ich am Ende der Home Office-Zeit vielleicht krumm und buckelig, aber wenigstens nicht halb blind sein werde. Und dann gibt es auch noch solche Zeichen der Solidarität: Ich klage einem Kollegen aus der Wirtschaftspsychologie mein Leid über meine Küchenbank, die eher nicht für einen ganzen Bürotag gemacht ist, und am nächsten Tag kommt der Paketbote mit einem Päckchen – darin ein Sitzball!
Interessant ist die Erfahrung, nicht immer nur RUB-Mitgliedern in Präsenz in Bochum zu erklären, wie sie Online-Lehre gestalten und umsetzen können, sondern das auch mal wirklich selbst durchzuführen. Unsere Kurzeinführungen – übrigens derzeit in etwa so stark nachgefragt wie Toilettenpapier 😉 – finden alle online statt, und in ihnen merkt man richtig den Willen der Lehrenden, das nächste Semester unter den schwierigen Umständen besonders gut meistern zu wollen. Und obwohl die Beratungsanfragen quasi minütlich zunehmen, macht es wirklich Spaß. Ok, mal schauen, wie ich das in meinem nächsten Bericht sehe…
Einen Riesenanteil an der guten Stimmung haben meine Kolleg*innen. Man merkt doch sehr, dass die meisten von uns schon mehr als ein Jahrzehnt zusammenarbeiten. Unseren abendlichen Online-Meetings, in denen wir die Supportanfragen durchsprechen und den Tag noch mal Revue passieren lassen, sind super, fröhlich und konstruktiv, und so kann jede*r von uns auch in dieser Ausnahmesituation nach einem zwar sehr langen und arbeitsreichen Home Office-Tag dennoch gut gelaunt in den Feierabend gehen.
Ein wenig verwirrt sind allerdings die Haustiere. Je nach Alter macht sich das unterschiedlich bemerkbar. Während die junge Katze meiner Chefin völlig irritiert ist, dass ihre Katzenfutter-Beschafferin nicht mehr zur Arbeit fährt (Panik! Wird etwa das Geld bald knapp und ich muss Billigfutter fressen?!), ist mein älterer Kater happy, dass er mich nun zu jeder Tageszeit tyrannisieren kann. Wenn Sie also mit mir demnächst eine Webkonferenz haben und ich plötzlich aussehe, als hätte ich zwei Köpfe – alles normal, dann muss ich nur den Kater von der Schulter pflücken 😉 .
Während das ja durchaus niedlich sein kann (auch wenn mein Kater wirklich kräftige Krallen hat), steht eine anderen Kollegin vor größeren Herausforderungen. Die hat nämlich zwei kleine Kinder zu Hause, und äquivalent zu den Haustieren sind auch diese über die plötzliche Anwesenheit der „Großen“ rund um die Uhr verwundert bis verspielt-begeistert.
Und noch ein persönlicher Triumph für mich: Viele Jahre lang haben meine Großstadt-Kolleg*innen sich über meinen Wohnort “hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen” lustig gemacht. Nun schlägt meine große Stunde! Endlose Felder und Wälder zum Spazierengehen, “social distancing” quasi standardmäßig eingebaut, und menschenleere Lebensmittelgeschäfte. Nur das Toilettenpapier, das ist auch hier schon weg…
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