Dieses Semester ist anders. Soweit sind wir inzwischen alle. Allen Herausforderungen voran steht für viele, dass die Lehre an der Ruhr-Uni (und andernorts) dieses Sommersemester online-gestützt stattfindet. Viele Lehrende konnten beim Thema eLearning auf Vorerfahrungen zurückgreifen, andere sind aktuell erstmalig dabei, sich verstärkt mit digitalen Lehr- und Lernelementen für die Lehre vertraut zu machen; weil es eben auch in diesem Semester gar nicht anders ging. Mit der neuen Situation kommen viele neue Herausforderungen, aber auch viele neue Chancen. Wir halten zusammen und gehen mit neuem Wissen und neuen Erfahrungen in die Zukunft.

Um genau diese Zukunft soll es in diesem Blogbeitrag gehen. Die Frage danach, wie es im nächsten Semester, aber auch in den darauffolgenden mit den erstellten Online-Kursen weitergeht, kommt immer wieder auf. Wie es weitergeht, das weiß ich nicht. Wie ich mir wünsche, dass es weitergeht, das weiß ich sehr wohl. Dass die Digitalisierung immer weiter fortschreitet ist offenkundig. In Bezug auf Online-Unterstützung der Lehre, auf Öffnung von Lehre und auf Nachhaltigkeit der Lehre sehe ich inmitten dieser Krise, eine große Chance. Diese Chance beginnt mit der Frage „Wohin damit?“.

„Damit“ meint die digitalisierten Lehr- und Lernmaterialien. Aufgrund der online-gestützten Lehre in diesem Semester werden an der RUB zurzeit eine zusätzliche Vielzahl qualitativ hochwertiger digitaler Lehr- und Lernmaterialien erstellt. Sei es eine Sammlung von Video-Tutorials zu STACK aus der Mathematik und Informatik, eine Prosasammlung aus der Germanistik, ein Selbstlernkurs zum Tod Jesu in der Theologie oder eine Vorlesungsaufzeichnung zu Quantenmechanik aus der Physik, jeder Fachbereich produziert zurzeit digitale Lehrmaterialien.

Die Frage „Wohin damit?“ ist für mich naheliegend. Egal, wie sich das nächste Semester gestaltet, die jetzt erstellten Materialien sind da und sollten nicht wieder verschwinden. Aber was passiert mit ihnen, wenn das Semester vorbei ist? Stehen die Materialien nur einer begrenzten Zahl an eingeschriebenen Kursteilnehmer*innen für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung und werden dann ad acta gelegt?  Werden sie vielleicht in einem kommenden Semester noch einmal aufgegriffen und weiter genutzt? Beide Perspektiven loten meiner Meinung nach das Potenzial dieser engagiert erstellten Materialien nicht aus. Viel Zeit und Mühe wurden in die Erstellung und in die didaktische Aufbereitung dieser Materialien investiert. Aber wie kann dieses Potenzial für alle sichtbar und nutzbar gemacht werden, um gute digitale Lehrprojekte zu erhalten? Gute Frage, und ich habe eine gute, nein sogar sehr gute Antwort: Open Educational Resources.

Für wissenschaftliche Artikel, Aufsätze und Bücher ist Open Access weit verbreitet und bereits vielen bekannt. Unter Wahrung der Urheberrechte haben alle im akademischen Kontext handelnde Personen die Möglichkeit, auf Wissen zuzugreifen, dieses zu zitieren, in eigenen Arbeiten zu adaptieren. Für Lehr- und Lernmaterialien gibt es ein ähnliches Prinzip. Open Educational Resources, oder kurz OER sind Materialien, die offen und frei zugänglich sind. Sie dürfen angesehen, weiterverwendet und adaptiert werden. Dabei verzichtet die Person, die diese Materialien erstellt hat, jedoch nicht auf ihre Rechte an ihnen. OER beruhen darauf, dass man Nutzer*innen explizite Rechte einräumt; Bedingungen, unter welchen das Material veröffentlicht und weiterverwendet werden darf. Als Urheber*in sind Sie und Ihr geistiges Eigentum somit geschützt und Nutzer*innen sehen sofort, was sie mit dem Material machen dürfen und was nicht. Ich möchte an dieser Stelle ein Beispiel geben, wie sich OER manifestieren könnten. Ich habe oben einige Beispiele genannt, welche Art von Materialien dieses Semester u.a. erstellt werden. Diese Materialien sind der Startpunkt und sie würden, so wie sie sind, nach Semesterende verschwinden oder vielleicht noch einmal wiederverwendet.

Nachhaltig, zugänglich oder nutzbar in der Zukunft wären sie allerdings nicht. Das bedeutet: Ich darf Ihnen sagen, dass diese Materialien existieren, aber ich darf Ihnen die Materialien nicht zeigen. Wenn aus diesen Materialien jetzt jedoch OER gemacht werden, wenn diese Materialien geöffnet werden, dann sieht der Satz plötzlich so aus: Eine Sammlung von Video-Tutorials zu STACK aus der Mathematik und Informatik, eine Prosasammlung aus der Germanistik, ein Selbstlernkurs zum Tod Jesu in der Theologie oder eine Vorlesungsaufzeichnung zu Quantenmechanik aus der Physik. Jetzt darf ich Ihnen nicht nur sagen, dass diese Materialien existieren, sondern Sie können sie einsehen und stehen Ihnen als Online-Lehr- und Lernmaterial weiterhin zur Verfügung.

Wie das funktioniert, können Sie ganz leicht erfahren: Schauen Sie sich doch einfach mal unseren Selbstlernkurs zu OER und Creative-Commons Lizenzen an, nehmen Sie an der RUBeL-Kurzeinführung zum Thema teil oder sehen Sie sich ein kurzes Lehr-Video an. Oder, denn trotz Digitalisierung sind persönliche Kontakte nicht zu unterschätzen ;-), schreiben Sie uns gerne eine E-Mail! Wir geben unser Bestes, Sie zu beraten und zu unterstützen, sowie gemeinsam mit Ihnen Ihre Materialien bei Bedarf zu öffnen und zu OER zu machen. Die Ruhr-Uni gehört mit zu den Vorreiterinnen im deutschsprachigen Raum beim Thema OER. Unter anderem haben wir unsere eigene Anlaufstelle für offene Materialien an der RUB, OpenRUB. Schauen Sie sich gerne mal um.

Zum Abschluss meine Antwort auf die Frage „Wohin damit?“: In den offenen Raum. In die freie Zugänglichkeit. Unsere Materialien und unsere Kreativität können wir somit auf Weltreise schicken – auch in Zeiten, in denen wir virusbedingt zu Hause bleiben müssen. Also: Erhalten Sie Ihre erstellten Materialien! Stellen Sie sie nachhaltig zur Verfügung.