Die re:publica, die Konferenz, die jedes Jahr stattfindet und Themen der digitalen Gesellschaft debattiert, bietet einen guten Ort, um mitzubekommen, wie relevante digitale gesellschaftliche Themen debattiert werden. Ich war zwei Tage dort.

Das Motto „too long didn‘t read“ wurde auf der Konferenz illustriert durch einen vollständigen Ausdruck des Romans Moby Dick von Herman Melville auf eine Art Tuch, das sich durch die Tagungshallen der STATION in der Mitte Berlins wand. Das Motto gibt auch wieder, was sich inzwischen den Nutzer*innen und Macher*innen digitaler Inhalte bietet: eine undurchschaubare Menge an Inhalten, Facetten und Perspektiven. Auf welche spannenden Themen bin ich gestoßen? Was habe ich wahrgenommen? Es gab einige Beiträge zum Umgang mit Hatespeech, Bots und Trollen. Ein Problem, das viele betrifft, die in sozialen Medien aktiv sind, aber auch die, die sich „einfach nur“ informieren wollen. Sichtbar machen lässt sich dies beispielsweise mit Tools zur Netzwerkanalyse, z.B. Gephi.

Zu beobachten war, dass Podcasting inzwischen ein Format ist, das genutzt und über das gesprochen wird. In unserem Modul eTutoring haben wir bereits seit mehreren Jahren Techniken und Inhalte zum Podcasting vermittelt. Inzwischen ist es „angekommen“ und wird gemacht: Podcasting is dead. Long live the podcast! Ein Podcast lässt sich übrigens auch sehr gut im Rahmen einer Lehrveranstaltung produzieren, sozusagen als alternatives Lehr-/Lernformat.

Des Weiteren wurde debattiert, wie sich die GAFA (Google, Apple, Facebook, Amazon) einhegen/regulieren lassen. Gibt es beispielsweise Alternativen, sind diese möglich? Außerdem entstehen Praktiken, die negative Folgen für den Einzelnen haben, durch algorithmenbasierte Entscheidungen. Beispielsweise hat Alex Rosenblat im Fall von Uber untersucht, wie sich die Unternehmenspraktiken der Firma auf die Arbeit auswirken. Auch im Bildungssektor kann man darüber sprechen, welche Rolle plattformbasierte Dienste spielen sollen. Wie sieht es darüber hinaus mit einer digitalen Ethik aus? Sind alle digitalen Entwicklungen wünschenswert bzw. wie können diese stärker beeinflusst und gesteuert werden?

Auf der re:publica hatte ich auch die Gelegenheit mir einige Beiträge zum Thema Virtual reality anzuhören. Wir nähern uns diesem Thema ja derzeit mit dem neuen eScouts-Team Augmented learning. Auf der Tool-Ebene bin ich da auf Web-VR gestoßen, das heißt die Erstellung und Nutzung von Virtual Reality über den Browser. Tools sind hier RoundMe und A-Frame.

Beeindruckend war auch der Bericht zum Storytelling-Projekt des Bayerischen Rundfunks „Ich, Eisner!“. Über vier Monate bekamen Teilnehmer*innen regelmäßig Nachrichten von und zu Kurt Eisner per Messenger (Whatsapp oder Instagram) und konnten so den Verlauf der Geschichte der Revolution in Bayern von 1918 mitverfolgen.

Ein Höhepunkt auf der re:publica war die Diskussion zwischen Markus Beckedahl und Axel Voss, den beiden Kontrahenten in Bezug auf die Auseinandersetzung um den Artikel 13 der EU-Urheberrechtsreform. Insoweit Lehrende und Studierende im digitalen Alltag urheberrechtlich geschützte Materialien nutzen, ist damit letztendlich auch die Hochschullehre betroffen. Das Urheberrecht bzw. die digitale Teilhabe ist für Nutzer*innen im Privat- und Bildungsbereich damit nicht einfacher geworden.

Viele Beiträge der re:publica sind im Nachhinein als Aufzeichnungen verfügbar. Bei Twitter findet man Tweets zur re:publica unter dem Hashtag #rp19: https://twitter.com/hashtag/rp19.