Austausch und Diskussion sind wichtige Bestandteile des Arbeitens an der Universität. Studierende diskutieren in Seminaren mit Kommiliton*innen und Lehrenden und tauschen sich über Themen ihrer Fachbereiche aus. Und was im Gespräch im Seminarraum funktioniert, kann auch auf den digitalen Raum übertragen werden.

Dafür eignen sich z. B. Foren. Diese gibt es überall, aber wer RUB-intern bleiben möchte, kann auf die in Moodle integrierte Aktivität „Forum“ zurückgreifen. (In unserem Moodle-Anleitungsportal finden Sie eine Anleitung zur Einrichtung und Nutzung des Forums-PDF.) Dieses ist einfach zu bedienen. Lehrende und Studierende legen Beiträge (Themen oder Threads) an, auf die andere Kursteilnehmende antworten können. Auch Medien wie Bilder oder Dateien lassen sich problemlos hinzufügen. Eine weitere Funktion ist das Abonnement. Wenn Sie dieses über die Einstellungen einrichten, werden die Teilnehmer*innen über E-Mail benachrichtigt, sobald ein neuer Beitrag ins Forum gestellt wurde.

Lehrende, die das Forum benutzen, machen oft die Erfahrung, dass die Beteiligung hier wesentlich zurückhaltender läuft als in der Präsenzveranstaltung. Auch in meinem eigenen Studium und meiner Arbeit bei RUBeL habe ich schon häufiger die Erfahrung gemacht, dass die Beteiligung in Moodle-Foren schleppend oder gar nicht vorhanden ist. Aber das heißt nicht, dass digitale Räume wie Foren zur Kommunikation im Unikontext kein großes Potenzial hätten.

Was sollte man beim Forum beachten? Wie regen Sie Ihre Studierenden zum Mitmachen an? Welche Lernszenarien bieten sich an? Für diese Fragen möchte ich Ihnen in diesem Beitrag einige Vorschläge unterbreiten, damit Sie im online-gestützten Sommersemester 2020 aber auch darüber hinaus in weiterer Zukunft auf Online-Diskussion im Forum zurückgreifen können.

Wozu kann man Foren einsetzen? Einsatzszenarien

  • Nutzen Sie das Forum für organisatorische Zwecke: Ob Voraussetzungen für den Abschluss des Kurses, Fristen für Abgaben oder Terminnennung eines Online-Meetings, das Forum eignet sich bestens dazu, organisatorische Fragen zu klären. Die Abonnementfunktion sorgt zudem dafür, dass die Teilnehmer*innen über neue Beiträge benachrichtigt werden.
  • Verlegen Sie Präsenzsitzungen ins Forum: Studierende können auch außerhalb von Essays oder Hausarbeiten schriftlich über Theorien und Thesen, Pro- und Kontra-Argumente oder Fallstudien diskutieren.
  • Lassen Sie Studierende ihre Arbeitsergebnisse präsentieren: In einem eigens dafür angelegten Forum können Studierende die Ergebnisse ihrer Einzel- oder Gruppenarbeit vorstellen und Bewertung und Feedback durch Kommiliton*innen bekommen. Jede*r bekommt einen eigenen Thread, um die Übersicht zu behalten.
  • Austausch in Gruppen: Die Gruppenfunktion von Moodle lässt sich mit den Foren kombinieren. Wenn es entsprechend eingestellt wurde, können nur Gruppenmitglieder das jeweilige Forum einsehen und Beiträge verfassen. Das macht den Austausch über Gruppenarbeiten übersichtlich und einfach.
  • Bieten Sie Vor-/ Nachbereitung von Präsenzveranstaltungen oder Online-Meetings: Hier können gewünschte Fragen oder Themen für die kommende Präsenzveranstaltung vorgeschlagen oder die besprochenen Themen der bereits stattgefundenen Veranstaltung rekapituliert werden. Studierende tauschen sich thematisch zwischen den Sitzungen aus oder diskutieren über Themen, die in der Veranstaltung zu kurz gekommen sind. Für Feedback zur vergangenen Sitzung legen die Studierenden eine Art One-Minute-Paper (z. B. hier näher erklärt-PDF).
  • Tipps von Studierenden für Studierende: In extra dafür eingerichteten Threads geben sich Studierende Tipps zu Lernmethoden, hilfreichen Apps, Links oder Webseiten, Literaturhinweisen usw. oder beispielsweise in Sprachkursen Vorschläge zu Apps zum Vokabellernen.

Worauf kommt es an? Moderation und Strukturierung

Ein Forum bedeutet nicht, die Aktivität anzulegen und die Studierenden sich selbst zu überlassen. Das ist vergleichbar zu Präsenzveranstaltungen: Ohne eine gewisse Richtungsangabe kommen Studierende in den Seminaren nicht ins Gespräch. Die Stichworte sind Moderation und Strukturierung. In einem strukturierten Forum behalten Teilnehmer*innen den Überblick. Dabei hilft es, wenn Beiträge korrekt und eindeutig betitelt, die Anzeigeperiode begrenzt oder wichtige Beiträge angepinnt sind.

Zudem sollte ein Forum auch moderiert werden. Wenn Sie als Moderator*in erste Fragen, Ideen oder Thesen vorgeben, können Studierende darauf reagieren. Auch in laufenden Diskussionen sollten zwischendurch Impulse von Seiten der Lehrenden kommen. Gleichzeitig können die Studierenden aber auch die Möglichkeit bekommen, selbst Themen zu eröffnen, wenn sie eine Idee haben. Man sieht schon, im Großen und Ganzen unterscheidet sich eine Forumsdiskussion nicht sehr von einer Diskussion im Plenum.

Einen großen Unterschied gibt es allerdings schon. Foren sind asynchron und das bedeutet, dass die Teilnehmer*innen zu unterschiedlichen Zeiten antworten. Einen Gesprächsfluss aufrecht zu erhalten, ist nicht so einfach, wenn die Studierenden Ihres Seminars nur alle zwei oder drei Tage antworten. Diese Hürde umgeht man, wenn beispielsweise Zeitrahmen von Stunden oder wenigen Tagen zum Antworten festgelegt werden. Dies kann auch mit anderen Regeln verbunden werden, zum Beispiel mit der Anzahl der zu verfassenden Beiträge und Antworten. So könnten Sie beispielsweise als Regel festlegen: In einem Zeitraum von drei Tagen müssen die Teilnehmer*innen insgesamt drei Antworten zu bereits bestehenden Beiträgen und einen eigenen Beitrag mit Denkanstoß verfassen. Oder: Zwischen 12:00 und 14:00 Uhr findet eine Online-Diskussion statt, in der alle Teilnehmer*innen mindestens zwei Antworten schreiben müssen.

Die Teilnahme am Forum verpflichtend zu machen, ist natürlich die einfachste Methode. Eine gewisse Anzahl von Beiträgen und Antworten in einer bestimmten Zeit vorzugeben, könnte aber auch dafür sorgen, dass nur die vorgeschriebene Anzahl an Beiträgen geschrieben wird und sich die Teilnehmer*innen dann hinter der – in diesem Fall eher vermeintlichen – Anonymität des Internets verstecken. Wenn die Studierenden aber Reaktionen auf ihre Beiträge bekommen und der Austausch Spaß macht, könnte die Verpflichtung später wieder aufgehoben werden. Vermutlich kommt man trotzdem nicht drum herum, die aktive Teilnahme vorzugeben. Genau darum ist es wichtig, eine gute Balance zu finden und die Teilnahme so zu gestalten, dass sie trotzdem Spaß macht.

Teilnahmebereitschaft steigern? Social Media- und Gamification-Elemente nutzen

Ein Kennenlernen zwischen den Teilnehmenden ohne Präsenzveranstaltung ist schwer aber dennoch wichtig. Darum müssen andere Wege gefunden werden. Für Ideen kann man sich die viel genutzten Social Media Plattformen anschauen, wo man als ersten Schritt stets ein individuelles Profil anlegt. Wie ausführlich dies sein soll, hängt von der jeweiligen Plattform ab. Man kann frei über sich schreiben (wie z. B. bei Twitter oder Instagram) oder aber zu bestimmten Bereichen sehr detaillierte Informationen angeben (z. B. bei Facebook). Warum dieses Konzept nicht auch auf Foren übertragen?

Zu beachten ist, dass mit einem solchen Profil ein größerer, kreativer Arbeitsaufwand einhergeht. Vor allem freie Steckbriefe stellen Studierende vor die Qual der Wahl, was sie über sich preisgeben wollen. Vorgaben und Beispiele von Lehrenden machen das einfacher. Sie als Lehrende könnten eine Steckbrief- oder Profilvorlage anfertigen und alle Teilnehmer*innen bitten, diese auszufüllen. Achten Sie dabei darauf, dass die Studierenden nicht zu viele weitere Programme, wie ein Bildbearbeitungstool etc. benötigen, um die Vorlage zu individualisieren. Alternativ wäre es möglich, einen Steckbrief im Textformat als Blogbeitrag anzulegen – das ist nicht ganz so schön, aber für jeden möglich. Profile eignen sich eher bei Lehrveranstaltungen mit kleineren Gruppen. Bei einer Vorlesung mit 200 Teilnehmenden lohnt es sich nicht. Wenn an einem Seminar aber nur zehn bis zwanzig Personen teilnehmen, ist das Profil eine sehr nette Möglichkeit, wie Sie und ihre Teilnehmer*innen sich untereinander trotz räumlicher Distanz kennenlernen können.

Hier folgen Beispiele für Steckbriefe und Profile, die z. B. in Foren (aber auch im Glossar umsetzbar) zum Kennenlernen der Seminar-Teilnehmer*innen angewandt werden können:

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Foren gemacht? Fällt Ihnen ein bestimmtes Lernszenario ein? Oder möchten Sie uns einfach Feedback geben? Teilen Sie sich gerne in den Kommentaren mit.