Was motiviert Hochschullehrer*innen zur Digitalisierung ihrer Lehre?

Unsere neue HFD Community Working Group (CWG) „Motivationsfaktoren für Dozierende zur Umsetzung digital unterstützter Lehre” geht der Frage nach, was Hochschullehrer*innen zur Digitalisierung ihrer Lehre motiviert. Sie ist eine von acht CWGs, die ab sofort vom Hochschulforum Digitalisierung (HFD) für ein Jahr gefördert wird. Unsere CWG besteht aus einer fünfköpfigen Gruppe von Teilnehmer*innen, die sich bei der HFD Summer School 2019 (hier können Sie einen Rückblick auf die Summer School nachlesen) kennengelernt und im Rahmen einer spannenden „Barcamp-Session” vor Ort mit dem Thema auseinandergesetzt haben.

Digitalisierung an deutschen Hochschulen

Die digitale Transformation aller Lebensbereiche nimmt immer mehr Fahrt auf – auch in der Lehre. Kaum eine deutsche Hochschule hat die Integration der digital unterstützten Lehre noch nicht auf ihre Agenda gesetzt. Eine breite Akzeptanz und Anwendung von digitalen Lehr- und Lernkonzepten ist jedoch aktuell noch nicht zu verzeichnen. Bis auf einige Early Adopters, die im Bereich der Lehr-Digitalisierung/Rekonzeptualisierung Pionierarbeit leisten, stehen viele Dozierende dem Thema Digitalisierung von Lehr-/Lernkonzepten an Hochschulen (noch/eher) skeptisch gegenüber. Die Bedenken dieser Lehrenden, oftmals ausgelöst durch mangelnde Ressourcen, fehlende Zugänge oder Informationen und Anwendungsbeispiele aus der Praxis, stellen Hochschulen vor Probleme bei der Umsetzung der gesetzten Ziele zur digitalen Lehrtransformation.

Es bleibt also die Frage, wie Hochschullehrer*innen für diese Sache gewonnen werden können und wo genau die Hemmnisse liegen.

Gründung der CWG „Motivationsfaktoren für Dozierende zur Umsetzung digital unterstützter Lehre”

Die gleiche Frage stellte sich auch eine Gruppe von Teilnehmer*innen der HFD Summer School 2019 im Rahmen einer „Barcamp-Session”. Was sich nach einem feuchtfröhlichen Event anhört, war vielmehr eine tiefgründige Diskussion einer heterogenen Ansammlung aus Dozierenden und Berater*innen für digitale Lehre verschiedener Hochschulen, die aber gemeinschaftlich über die selbe Herausforderung berichteten: “Welche Faktoren motivieren Dozierende zur Umsetzung der digital unterstützten Lehre an ihren Hochschulen bzw. woran scheitert die Umsetzung?” Nach der HFD Summer School folgten mehrere Online-Meetings und ein gemeinsamer Antrag beim HFD, sodass aus der Barcamp-Session die neue HFD Community Working Group (CWG) „Motivationsfaktoren für Dozierende zur Umsetzung digital unterstützter Lehre” entstand.

Das Kernteam dieser CWG besteht aus Stefan Sesselmann (Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden), Tobias Ademmer (Hochschule für angewandte Wissenschaften Neu-Ulm), Fabian Schumacher (Universität Bielefeld), Sophie Bülter (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) und Anika Kneiphoff (Ruhr-Universität Bochum).

Hier finden Sie eine digitale Landkarte, die die fünf CWG-Mitwirkenden verortet.

Die Arbeit des Teams soll durch ausgewiesene Experten*innen im Bereich der digitalen Lehre unterstützt werden. Ein Kick-Off-Termin ist für Ende November 2019 in den Räumen der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Bonn geplant, bei dem ein Fragebogen für Dozierende an deutschen Hochschulen entworfen werden soll. Dieser soll dann im Frühjahr 2020 über die Kanäle des HFD an allen deutschen Hochschulen verbreitet und im Anschluss von der CWG ausgewertet werden. Weitere Treffen werden folgen.

Anhand der breit angelegten quantitativen sowie qualitativen Erhebung erhoffen sich die Mitglieder der CWG neue Erkenntnisse über Einstellungen, Hemmnisse, Motivlagen und mögliche Anreize für den Einsatz digitaler Lehre durch Dozierende an Hochschulen.

Als Produkt sollen motivationsfördernde Maßnahmen und Konzepte im Sinne eines Anreiz- und Maßnahmenportfolios entwickelt werden. Im Fokus stehen dabei die Dozierenden selbst – insbesondere diejenigen, die digitalen Innovationen bisher eher kritisch gegenüberstehen.

Die Publikation der Ergebnisse ist für den Sommer 2020 vorgesehen. Den Projektfortschritt können Sie zukünftig auch auf dem HFD-Blog weiter verfolgen.

Hauptansprechpartner der Community Working Group ist Professor Dr. Stefan Sesselmann.

Über unsere Autor*innen:

Prof. Dr. Stefan Sesselmann, MHBA ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. 2017 wurde er auf die Professur für Innovative Konzepte und Technologien in der Gesundheitsversorgung an der OTH Amberg-Weiden berufen. Schon vor der Zeit an der OTH entwickelte er an seiner ehemaligen Wirkungsstätte, der FAU Erlangen-Nürnberg zahlreiche E-Learning-Angebote. An der OTH zählt er zum Kernteam, dass ein Konzept für die Umsetzung digital unterstützter Lehre an der OTH entwickelt.

Fabian Schumacher ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Biologiedidaktik sowie der Sachunterrichtsdidaktik mit dem Schwerpunkt naturwissenschaftliche Bildung an der Universität Bielefeld. Er forscht u.a. zur digitalen Begleitung von Praxisphasen und den sich daraus ergebenden Auswirkungen auf affektiv-motivationale Variablen angehender Lehrender.

Tobias Ademmer ist Leiter des Bereichs „Digitales Lehren und Lernen“ im Zentrum für Digitalisierung der Hochschule für angewandte Wissenschaften Neu-Ulm. Er studierte Medieninformatik mit Schwerpunkt Medienpädagogik / Medienpsychologie an der Universität Ulm. Zudem absolvierte er berufsbegleitend den Studiengang MBA Betriebswirtschaft an der Hochschule Neu-Ulm. Gemeinsam mit seinem Team berät und begleitet er die Lehrenden der HNU in der Planung und Umsetzung von Blended Learning Szenarien.

Anika Kneiphoff ist Projektleiterin im Bereich eLearning des Zentrums für Wissenschaftsdidaktik an der Ruhr-Universität Bochum. Als Pädagogin (Erwachsenenbildung) und Sozialpsychologin betreut sie dort seit 2010 unterschiedliche (z. T. auch studentisch-geprägte) Projekte und ist zudem mit der internen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit betraut.

Sophie Bülter arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem interdisziplinären Projekt „Blended Learning & E-Lectures“ am Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung (ZQ) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und ist für die didaktische Unterstützung zuständig. Im Rahmen des Projektes wird die Entwicklung und Implementierung von verschiedensten Blended Learning-Angeboten in ausgewählten Bereichen der JGU gefördert.