Anfang Januar habe ich Rahmen eines Aufbauseminars des Englischen Seminars das MakerForum der Ruhr-Universität Bochum besucht. Das MakerForum ist ein Teilbereich der World Factory. Diese ist eines der zentralen Transfer- und Gründungsprojekte der Ruhr-Universität. Sie steht für die Aktivitäten der Ruhr-Universität im Bereich praxisnaher Lehre, anwendungsorientierter Forschung sowie der Unterstützung bei der Ausgründung von Spin-Offs und der konkreten Hilfe für junge Start-Ups. Lehrende und Studierende sollen hier Beratung, Räume und Infrastruktur für die praktische Erprobung sowie Vernetzungsmöglichkeiten erhalten.

Zu Beginn konnte ich mir auch erst einmal nicht vorstellen, was konkret dort möglich ist. Der Leiter des MakerForums, Dirk Hansmeier, brachte uns mittels eines kurzen Vortags und einer kleinen Führung näher, wofür das MakerForum überhaupt steht und was dort geplant wird. Entstehen soll ein neuer Ort für Ideen. Hierzu werden praxisnahe Veranstaltungen konzipiert und organisiert sowie an der Realisierung einer offenen Werkstatt gearbeitet. Hier soll es die Gelegenheit geben, beispielsweise etwas zu löten sowie mit einem Laser Cutter oder einer Stickmaschine zu arbeiten. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, mit dem 3D-Scanner ein Objekt zu scannen und anschließend an einem der dortigen Rechner mit professioneller CAD-Software zu bearbeiten. Ich für meinen Teil habe dort das erste Mal einem 3D-Drucker bei der Arbeit zuschauen können.

Viele Teilnehmer unseres Seminars sahen für unseren Bereich, d.h. das Studium der englischen Sprache, erst einmal keine Kontaktpunkte. Die Fülle an Werkzeug oder auch technisches Equipment wie Rasperry Pis (kleine Einplatinencomputer), die dort zu finden waren, passten nicht ganz in unsere Studieninhalte. Dirk Hansmeier wies jedoch drauf hin, dass im Bereich der Sprachwissenschaften bereits mit den humanoiden Nao-Robotern gearbeitet wird. Einen solchen Roboter findet man ebenfalls im MakerForum.

Ein weiteres anschauliches Beispiel gibt es aus dem Fachbereich Kunstgeschichte:

Eine berühmte Skulptur, die sogenannte Laokoon-Gruppe aus dem 1. Jahrhundert, ging im Laufe der Zeit verloren und wurde im erst 16. Jahrhundert wiederentdeckt bzw. ausgegraben. Dabei wurde festgestellt, dass ein Arm fehlte. Dieser wurde dann auf Grundlage der angenommenen antiken Gestaltungsregeln rekonstruiert. Als man 1905 dann aber doch den vermissten Arm fand, zeigte sich, dass die Rekonstruktion falsch war.

Die „richtige“ originalgroße Rekonstruktion steht in der Kunstsammlung der Ruhr Universität; die „falsche“ hat Dirk Hansmeier als fertiges Modell als Download im Internet gefunden und mittel 3D-Drucker ausgedruckt.

Der Vorteil für die Studierenden dabei ist, wie Dirk Hansmeier erläuterte, dass das dreidimensionale Erfassen der Skulptur deutlich über die Leistungsfähigkeit einer Abbildung hinausgeht und die offensichtlich fehlerhafte Rekonstruktion dennoch als ‚logisch‘ nachvollzogen werden kann, da man sie von allen Seiten betrachten und studieren kann.

Die Möglichkeiten, die das MakerForum bietet, geben viele Denkanstöße, auch einmal über die Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Fachs hinaus über neue Lehrformate nachzudenken. So kam mir die Idee, im Fach Anglistik eine Reise via Virtual Reality (Equipment und Brillen dafür waren ebenfalls im MakerForum zu finden) zu realisieren, um kulturwissenschaftliche Studien zu unterstützen.

Für den Bereich eLearning könnten diese neuen Projekte auch von großem Interesse sein. So können zum einen Moodle-Kurse die Projekte, welche im MakerForum bearbeitet werden, unterstützen. Es ist aber auch denkbar, dass neue Projekte in Kooperation mit den Möglichkeiten, die das eLearning bietet, entstehen.

Ich bin gespannt auf den Start des MakerForums und wünsche dem Team eine erfolgreiche und interessante Zeit.