Grafiken von Menschen auf einem Bildschirm

Die Public History der RUB zeigt, wie es geht!

Ein Bericht aus studentischer Perspektive

Was für eine Herausforderung! Während der Pandemie mussten wir, knapp 20 Studierende der praktischen Übung Public History „Museen und Ausstellungen in der Public History“ des Master-Studiengangs Public History am Historischen Institut der RUB, eine ganze Ausstellung digital auf die Beine stellen!

Public History? Was ist das?

Die Public History beschäftigt sich mit allen Formen von Geschichtsdarstellungen und Geschichtsvermittlung in und für die Öffentlichkeit. Die Erinnerungskultur nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf der Darstellung und Vermittlung von Geschichte außerhalb von Schule und Universität. Aus diesem Grund liegt die Anforderung an die Studierenden nicht fern, im Rahmen des ersten Moduls dieses Studiengangs eine Ausstellung zu konzipieren und öffentlich zugänglich zu machen. Dabei erhielten wir Studis sowohl auf theoretischer als auch auf praktischer Ebene Unterstützung von Prof. Dr. Christian Bunnenberg sowie Dr. Ralph Trost.

Erste Hürde: Themenfindung

Im Wintersemester 2021/22 nahm nun zum 5. Mal eine Gruppe ambitionierter junger Leute das Masterstudium der Public History an der RUB auf. In den vergangenen fünf Jahren etablierten sich dieser bislang einzigartige Studiengang in Bochum.

Die Themenwahl für die Ausstellung lag einzig und allein in der Verantwortung von uns Studis. Zu Beginn des Semesters brainstormten wir also alle, was das Zeug hielt. Die unterschiedlichsten Themen kamen dabei zur Sprache. Noch zu Beginn des Semesters wurden diese im Plenum (in Präsenz) ausgiebig erörtert. Dabei wägten wir Pro- und Kontraargumente ab. Gemeinsam mit Herrn Dr. Trost überlegten wir, welche unserer Ideen hinsichtlich der Umsetzung realistisch waren und welche nicht, wo Schwierigkeiten lagen und womit wir es uns möglicherweise unnötig erschwert hätten. Wir überwarfen unsere Themenwahl mehrfach, bis wir zu einem Ergebnis kamen: „DDR-Haftzwangsarbeit für den Westen“.

Das Poster der Ausstellung.

Das Thema „DDR-Haftzwangsarbeit für den Westen“ stand in dieser Form nicht sofort im Raum. Auf Basis verschiedener Ideen rund um die problematische Produktion unterschiedlicher westlicher Konzerne erarbeiteten wir uns die genannte Thematik. Wir entschlossen uns bewusst, mit dieser Projektarbeit diesem doch sehr unbequemen Thema deutsch-deutscher Geschichte einen erinnerungskulturellen Raum zu geben. Die Relevanz für diese Thematik wird (hoffentlich) im Rahmen unserer Ausstellung ersichtlich. Dazu an entsprechender Stelle mehr.

Zweite Hürde: Flexibel bleiben!

Zu Beginn des Wintersemesters standen alle Zeichen auf Präsenzveranstaltungen unter entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen. Nachdem unsere ersten Sitzungen also im face-to-face-Format stattfanden, wechselten auch wir aufgrund der wachsenden Infektionszahlen rasch wieder in den Online-Modus. Beinahe hätten wir unseren treuen Begleiter, das Zoom-Meeting, schon vermisst… Nach rund zwei Jahren Studium unter Pandemiebedingungen hielt sich bei uns die Begeisterung über den vollständigen Switch in den Online-Raum in Grenzen. Glücklicherweise bin ich im eTeam Digitalisierung im ZfW angestellt und daher natürlich auch erprobt mit solchen Situationen – ein paar Tipps für Online-Kollaboration bringe ich also von Haus aus mit 😉

Dritte Hürde: Die digitale Umsetzung des Projekts!

Neben den regelmäßigen Absprachen über Zoom, machten wir uns weitere digitale Tools zu eigen, um in der knapp bemessenen Zeit für unser Projekt möglichst effizient mit rund 20 Studierenden zu arbeiten. Der erste Schritt war dabei die Einrichtung eines eigenen Moodle-Kurses nur für uns Studis. Wir legten dort rasch mehrere Etherpads an. So konnten wir z. B. Vorschläge für unseren Ausstellungstitel sammeln und mit einem Etherpad wurden etwa die Namen unserer Unterstützer:innen zusammengetragen, die im Ausstellungskatalog Erwähnung finden sollten. Aber auch Dinge, die im Plenum im Zoom-Meeting besprochen werden mussten, konnten darüber vermerkt und angekündigt werden. Themenfelder innerhalb unseres Oberthemas erarbeiteten wir auf diese Weise kollaborativ und ordneten uns über ein Voting-Tool zur Gruppenwahl im Moodle-Kurs unkompliziert einer Gruppe zu. Zuständigkeiten konnten so ebenfalls schnell geklärt werden. Mittels dieser nur beispielartig genannten Tools gelang es uns, die Zoom-Meetings bereits im Vorfeld zu strukturieren und zeitlich zu optimieren. Im Zusammenspiel mit den genannten und verwendeten Optionen gelang es uns außerdem, unseren Arbeitsprozess immer wieder situativ anzupassen und effizienter sowie zielorientierter zu gestalten.

Für die Erstellung unseres Ausstellungskataloges haben wir die Hochschulcloud Sciebo verwendet. In Sciebo erstellten die Leute, die am Layout und der Redaktion des Ausstellungskataloges beteiligt waren, einen Ordner mit allen notwendigen Dokumenten, um kollaborativ und arbeitsteilig zugleich arbeiten zu können. Am Ende wurden alle Beiträge für den Katalog in einem Dokument in Sciebo zusammengefasst und aufgeteilt, wer sich bspw. um die Vereinheitlichung der Fußnoten kümmerte, wer um die Rechtschreib- und Grammatikprüfung oder etwa das Einfügen von Bilddateien. Besonders das Einholen von Bildrechten hat uns im Laufe des Semesters viel Zeit und Aufwand gekostet. Das Thema Urheberrecht gleicht einem Dschungel, in dem es sich erst einmal zurechtzufinden gilt, um sich dort nicht zu verlaufen und in heikle Situationen zu bringen.

Check: Das fertige Projekt auf digitalen Pfaden

Seit Beginn des Semesters im Oktober 2021 schwebte immer wieder die Deadline 24. Januar 2022 wie ein Schwert über uns. Es war von Anfang klar, dass an diesem Tag die Ausstellung eröffnet wird – komme, was wolle! – und es in unser aller Händen lag, das Projekt bis dahin zu unserer Zufriedenheit fertigzustellen. Das Wintersemester 2021/22 wurde so für uns Studis der Public History von Beginn an zu einem Wettrennen gegen die Zeit, zusätzlich erschwert durch die Einschränkungen der Pandemie. Aber durch diverse, unterstützende digitale Tools, kollaborative Arbeitsprozesse, sehr engagierte Beteiligte und viel motivierten Arbeitseinsatz haben wir glücklicherweise dieses Wettrennen gewonnen und können stolz unser Ergebnis präsentieren. 😊

Am 24. Januar 2022 konnte unsere Ausstellungseröffnung via Zoom stattfinden. Seitdem sind sowohl der Blog als auch der Ausstellungskatalog unter folgender Adresse online verfügbar: https://zwangsarbeitinderddr.wordpress.com/ In Kürze wird der Ausstellungskatalog für uns Studis und die Universitätsbibliothek auch in gedruckter Form verfügbar sein.

Zurück zum Anfang: Eine Ausstellung digital verwirklichen?

Wir haben´s geschafft! Rückblickend konnten wir mithilfe digitaler Tools und Online-Plattformen zum gemeinsamen Arbeiten und Präsentieren unser Projekt erfolgreich umsetzen. Natürlich fehlte uns der lebendige Austausch vis-à-vis im Seminarraum, der online nur schwer zu ersetzen ist, aber: Mit der passenden Expertise und digitalen Mitteln hat alles doch noch gut geklappt und wir sind stolz auf unser Ergebnis: Unsere Public History Online-Ausstellung „DDR-Haftzwangsarbeit für den Westen“ im Wintersemester 2021/22!