Ein Gastbeitrag von Alessandra Reß.
Nach mehreren Jahren im Bereich Redaktion und Social-Media-Marketing ist Alessandra Reß inzwischen als Medienproduzentin an einer Hochschule tätig.
Sie twittert als @fragmentansicht.
„Twitter? Das ist doch diese Plattform mit Donald Trump!“
Solche Reaktionen erlebt man häufig, wenn man erwähnt, Twitter zu nutzen. Obwohl weltweit eines der erfolgreichsten Netzwerke, läuft es im deutschsprachigen Raum im Vergleich zur Konkurrenz etwas unter dem Radar: Inoffizielle Nutzer*innenzahlen liegen hierzulande bei täglich 0,6 Millionen – für Facebook sind es 23 Millionen. In der Öffentlichkeit wird das Netzwerk daher vornehmlich als Nachrichtenkanal und Spielplatz von Politiker*innen und (anderen) Promis wahrgenommen.
Gleichwohl gehört es auch für die meisten Hochschulen zum guten Ton, einen Twitter-Account zu besitzen. Viele nutzen ihn jedoch primär zur Weiterleitung auf die eigene Webseite oder andere Social-Media-Präsenzen. Für die Digitalisierungsszene gehört Twitter aber auch hierzulande zu den beliebtesten Plattformen. Entsprechend kann es gerade für Abteilungen, die sich mit Hochschuldigitalisierung beschäftigen, oder für interessierte Mitarbeitende gewinnbringend sein, Twitter gezielt zu nutzen:
1. Twitter als Informationsmedium
Das zentrale Handlungselement auf Twitter sind Hashtags. Als themenspezifische Schlagworte bzw. Schlagwortkombinationen (z. B. #elearning oder #digitalesLernen) lässt sich mit ihnen gezielt nach Input oder News zu einem Thema suchen. Zusatzsoftware wie die kostenfreie App Tweetdeck ermöglicht es darüber hinaus, Hashtags dauerhaft zu speichern und so laufend und übersichtlich mit entsprechenden News versorgt zu werden. Ebenso wie in anderen Sozialen Netzwerken ist es außerdem möglich, Accounts – beispielsweise von Expert*innen aus den für Sie relevanten Bereichen – zu folgen.
2. Twitter als Präsentationsmedium
Twitter ist eine Microblogging-Plattform: In 240 Zeichen können Sie beispielsweise Pressemeldungen, Blogartikel oder Podcasts anteasern und verlinken. Über sogenannte Threads, d. h. mehrere aneinandergereihte Tweets, ist es inzwischen auch möglich, Projekte ausgiebiger vorzustellen.
Auch wenn Twitter traditionell auf Textbeiträge fokussiert ist, können Sie Fotos oder Videos (bzw. Videoausschnitte) mit einer maximalen Länge von 120 Sekunden außerdem direkt, also ohne externen Link, in einen Tweet einbinden. Dadurch steigt das Userengagement, d. h. die Motivation, sich ein Medium anzusehen. Ebenso werden solche Beiträge häufiger favorisiert und retweetet, also weiterverbreitet, als wenn die Nutzer*innen erst auf einen Link klicken müssen. Entsprechend steigt die Reichweite des betreffenden Tweets.
Um beispielsweise Tweets zu eigenen Projekten von allgemeinen Diskussionsbeiträgen abzugrenzen, oder um ein wiederkehrendes Projekt mit einem Label zu versehen, können Sie eigene Hashtags einbringen. Beim Klick auf einen solchen werden den Nutzer*innen dann direkt alle markierten Tweets untereinander angezeigt. Achten Sie bei der Auswahl Ihres Hashtags jedoch darauf, dass dieser möglichst unique ist, sodass keine Verwechslungsgefahr besteht. Außerdem sollte er nicht zu lang sein – schließlich kosten auch Hashtags Zeichen.
3. Twitter als Vernetzungsmedium
Den vielleicht größten Vorteil gegenüber anderen Sozialen Netzwerken bietet Twitter durch seine unkomplizierten Interaktions- und Vernetzungsmöglichkeiten. Sobald Sie einen bestehenden Hashtag nutzen, treten Sie automatisch in die Diskussion um diesen ein. Die Auswahl auch an Hashtags mit direktem Bildungs- oder Hochschulbezug ist dabei weit und reicht von allgemeinen wie #OER oder auch #OERde bis hin zu kritischen Diskussionen wie #AusstiegHochschule und #FrististFrust. Darüber hinaus gibt es Aktionshashtags, die zu bestimmten Uhrzeiten oder über bestimmte Zeiträume aktiv zur Diskussion einladen. Ein Beispiel dafür ist der #EdChatDE, der jeden Dienstagabend stattfindet. Dieser richtet sich vornehmlich an Lehrer*innen, doch viele Themen sind auch für Hochschullehrende von Interesse.
Darüber hinaus können Sie natürlich auch Hashtag-unabhängig in Kontakt zu anderen Accounts treten. Doch die Vernetzung über Twitter reicht auch in Offline-Aktivitäten hinein: Viele Veranstaltungen wie Tagungen oder Barcamps bieten eigene Hashtags, mit denen laufend online über sie berichtet werden kann. Eine praktische Möglichkeit, um auch außerhalb von Kaffeepausen mit anderen Besucher*innen ins Gespräch zu kommen.
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Rein von den Userzahlen mag Twitter nicht als das lukrativste Netzwerk erscheinen, weshalb es in der Accountpflege von Organisationen oft vernachlässigt wird. Es lohnt jedoch privat wie beruflich, einen Überblick über die dortigen Diskussionen und die spezifischen Möglichkeiten zu verschaffen – die mit den hier genannten auch noch lange nicht erschöpft sind. In 240 Zeichen lässt sich nicht immer sinnvoll Politik machen. Doch spannende Inputs erhält man allemal.
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