Am 5 Juni fand zum ersten Mal der Digital Philology Day mit Vorträgen, Posterpräsentationen und Workshops zu Methoden an der RUB statt. Nach einem Grußwort durch die Prorektorin Prof. Freitag und dem Studiendekan der Fakultät für Philologie Prof. Jeßing berichtete Dr. Kleinwort aus dem Germanistischen Institut über das Projekt „Fachnah Hausarbeiten Schreiben Lernen und Lehren: HSL+“. Das Projekt hat zum Ziel den nachhaltigen Erwerb der für das Schreiben einer geisteswissenschaftlichen Hausarbeit nötigen Kompetenzen mittels eines innovativen, modularisierten Blended Learning-Szenarios zu fördern.
Prof. Goßens stellte das Projekt „Literatur im Zeitalter der Globalisierung“ in der Komparatistik vor. Das Lehr-Lernszenario für Bachelorstudierende hat zum Ziel forschungsorientierte Lehre durchführen zu können. Die Materialien bauen auf einer Vorlesung aus dem SoSe 2017 auf.
Textanalysen in R
Um 11 Uhr 30 präsentierten Sebastian Gerhartz und Yvonne Kohlbrunn im Methodenzentrum, „was Statistiksoftware mit Texten anstellen kann“. Veranschaulicht wurden das Open Scource Web Scraping Tool RSelenium und mit diesem die Textanalysen in R anhand der Datenbank „fanfiction.com“ („R“ ist eine freie Programmiersprache für Statistiken und Grafiken und gilt als Standardsprache in Wirtschaft und Wissenschaft für statistische Problemstellungen). Anhand der Prosa von Hobbyautoren, die die 90er Serie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ und Texten aus dem „Vampire Diaries-Universum“ weitererzählen, wurde das Verfahren praktisch erläutert. Die spezifischen Texte der Website wurden ausgelesen und gezielt Daten extrahiert, um bestimmte Strukturen zu erkennen und Informationen zu finden.
Die Textanalysen mit R ist eine computerlinguistische Aufbereitung und Bereinigung von Dokumenten. Diese Erhebungstechnik kann der quantitativen Analyse von Texten dienen. In dem „Buffy-Beispiel“ haben die Referenten veranschaulicht, wie mithilfe dieser Software Themen oder Wortcluster extrahiert werden, sie beispielsweise in den gesuchten Geschichten der Datenbank quantitativ eine besondere Rolle spielen. Auch konnte in einer komparatistischen Methode dargestellt werden, dass ein Werk eher dem „Buffy-Universum“ als dem „Vampire Diaries-Universum“ zugeordnet werden konnte. Das Ergebnis war ein Cluster mit Stichworten, die nicht nur analytischen Mehrwert bieten, sondern auch Ideengeber für weitere Forschungsansätze sein können.
Russisch Online-Kurs
Im Anschluss präsentierte Darja Felberg mit dem Projekt „First Time in Russia“, wie Schülerinnen und Schüler durch einen spielerisch digital aufgearbeiteten Online-Kurs erfolgreich auf authentische Art und Weise auf eine Russlandreise vorbereitet werden konnten. Das Projekt beschreibt das eLearning an einem Gymnasium, das mithilfe von E-Scouts, E-Tutoren und DaF-Studierenden aus Wolgograd eine Online-Lerneinheit mit 25 Aufgaben entwickelt haben, dessen Lernziel es ist, nach erfolgreichem Abschluss, Alltagssituationen in Russland zu meistern. Auf dem RUB Teachers Day wurde es das erste Mal präsentiert und anschließend mit ebenso positivem Feedback auf der Russischlehrertagung 2018 aufgenommen. Gerne können Sie es selbst einmal auf https://firsttimeinrussia.wixsite.com/russia ausprobieren.
CERES
Um 13:30 Uhr stellte Julia Reiker drei Projekte der Digital Humanities am CERES vor:
SeNeReKo: Semantisch-Soziale Netzwerkanalyse als Instrument zur Erforschung von Religionskontakt erforscht welche Informationen über interreligiöse Austauschprozesse sich aus historischem Quellenmaterial gewinnen lassen und wie aktuelle Methoden der Datenanalyse dabei helfen können.
RELNET: Modellierung von Themen und Strukturen religiöser Online-Kommunikation – dieses Projekt geht den Fragen nach, wie religiöse Kommunikation in Online-Kontexten strukturiert ist und wie sich religiöse Inhalte über diese Strukturen verbreiten.
DiGA: Digitization of Gandharan Artefacts – Dieses Projekt will einen Korpus buddhistischer Artefakte digital konzeptualisieren, die aus dem 1.-5. Jh. n.Z. aus der historischen Region Gandahra (heutiges Afghanistan, bzw. Pakistan) stammen.
Im Atrium ging es um 14:15 Uhr mit dem Projekt HERMAION weiter (Robert Queckenberg) ein von den InStudies gefördertes studentisches Initiativprojekt an der RUB, um studentische Forschung sichtbar und zugänglich zu machen und studentische Lehre zu erproben und weiterzuentwickeln. Vorgestellt wurde das interaktive Präsentationstool Mentimeter, das eine Vorlesung oder ein Seminar durch Transparenz, Interaktion, Active Learning und Interdisziplinarität unterstützt. Dieses Tool wartet mit Fagetypen wie Multiple-Choice, Image Choice, Word Cloud, Scales, Open Ended, 100 points, 2 by 2 Matrix, Who will win? und Q&A auf. Zwischenfragen können eingeblendet werden und das klare Design ist ansprechend und minimalistisch gehalten.
Zuletzt wurden Digitale Methoden in der Literarturwissenschaft. durch Studierende des Seminars „Elektronische Lektüren“ vorgestellt: Sie erläuterten das Webtool Computer Assisted Text Markup and Analysis (CATMA) am Beispiel von Koen Brams „Erfundene Kunst – Eine Enzyklopädie fiktiver Künstler von 1605 bis heute“. CATMA erstellt durch quantitative Textanalyse Wortlisten und absolute (keine relativen) Häufigkeiten einzelner Begriffe. Dadurch kann eine qualitative Interpretation quantitativer Daten im Vergleich diverser Textkorpora und Schlagwörtern durchgeführt werden.
Sprachenlernen mobil und digital
Im CoWorking Space trafen sich Interessierte ab 16 Uhr bei Digitales Lehren an der Fakultät für Philologie (DL in GB, siehe Blogbeitrag https://elearning.blogs.ruhr-uni-bochum.de/index.php/2019/01/16/digitales-lehren-an-der-fakultaet-fuer-philologie-gemeinsam-statt-einsam/). Lars Bulanov stellte mit „Sprachenlernen mobil und digital“ einen Intensiv-Russisch-Kurs vor, den er mithilfe der Sprachlernapp „babbel“ konzipiert hatte. Bei dieser Blended Learning Veranstaltung gab Herr Bulanov als Vorbereitung auf die jeweils nächste Sitzung über babbel Lektionen auf, die in der Präsenszeit vertieft werden konnten. Ein großer Vorteil war die Flexibilität, eine Herausforderung das Einüben des Schreibens, da insbesondere die Verwendung von Schreibschrift mit digitalen Methoden (noch) nicht möglich ist. Der Kurs erhielt von den Studierenden ein rundum positives Feedback, da sie ihre Lernfortschritte im individuellen Lernen gut erzielen konnten.
Im Vortrag von Herrn Dr. Waschik vom Landesspracheninstitut (LSI) der RUB wurde auf die sich stetig verbessernden Translationssoftwares eingegangen, etwa DeepL., die einen Bedeutungswandel im Sprachenlernen zur Folge haben würden. So werde in der Lehre in Zukunft mehr die Vermittlung grundlegender Strukturen im Fokus stehen, sowie die Analyse von Originaltexten und das Wissen um den soziokulturellen Hintergrund.
Vorgestellt wurde außerdem ein in der Entwicklung stehendes eigenes Lernprogramm des LSI, ein Sprachlernassistenzsystem, das autoadaptiv arbeitet. Es überwacht bspw. den Lernfortschritt der Lernenden und bei wiederkehrenden Fehlern wird auf vergangene Lektionen verwiesen. Die einzelnen Lernschritte wären also dem Wissensstand der Lernenden angepasst und Lernpfade speziell auf sie zugeschnitten. Einsatzfähig sei das Programm voraussichtlich kommendes Jahr.
Fazit
Der „Digital Philology Day“ bot Interessierten einen Überblick darüber, welche Möglichkeiten des Einsatzes von digitalen Medien in der Philologie-Lehre der RUB an der Schnittstelle zwischen Philologie und Digitalisierung bereits bestehen und welches weiteres Potential sie bieten. Wir freuen uns auf die nächste Veranstaltung!Haben Sie Interesse an der Umsetzung eines digitalen Lehr-Projektes? Gern unterstützen wir Sie bei Ihrem Vorhaben durch das eTeam-Digitalisierung.
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