Glühbirne mit grünem Pflänzchen im Innern.

Wünsche für die Entwicklung von OER

Freie Bildungsmaterialien (OER) können als treibender Motor zur Weiterentwicklung einer Kultur des Teilens in der Bildung verstanden werden und dazu beitragen, globale Probleme gemeinsam zu bewältigen.

Immer mehr Menschen erstellen eigene Materialien, die sie mit anderen über das Internet teilen. So entsteht mit der Zeit ein Pool an Erklärvideos, Arbeitsblättern, Aufgaben oder sogar ganzen Selbstlernkursen. Diese können von allen Interessierten verwendet werden, um sich selbst weiterzubilden oder sie in die eigene Lehre zu integrieren. Das neu erworbene Wissen ermöglicht eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlich zukunftsweisenden Kernthemen.

Länderübergreifende Herausforderungen von OER

Durch die Vielfalt an Lehr- und Lernmaterialien können heterogene Lerngruppen sowie deren unterschiedliche Lernbedürfnisse angesprochen werden. Die individuelle Anpassung der Materialien werden durch die offenen Lizenzen und den kreativen Gedanken von OER begünstigt. Dabei machen es die einheitliche Sprache und die kulturelle Nähe in Deutschland verhältnismäßig einfach, die Bedarfe der Lehrenden und Lernenden abzudecken und eventuelle Hürden zu überwinden. Doch wie sieht es im globalen Kontext aus, in dem wir weniger Einheitlichkeit vorfinden?

Hier beginnen die Herausforderungen bereits auf dieser Ebene: Unterschiedliche Länder haben unterschiedliche Kulturen und damit ein anderes Verständnis von Bildung und deren Offenheit. Dieses kann potentiell dem Gedanken von OER widersprechen, was wiederum bedeutet, dass Praktiker:innen von OER weitere Hürden überwinden müssen. Hinzu kommen erschwerte Bedingungen durch eine fehlende Infrastruktur: OER sind größtenteils auf einen (freien) Zugang zum Internet angewiesen. Dies ist aber nicht in allen Ländern der Welt gleichermaßen gegeben, wodurch es zu Problemen kommen kann, auf die Materialien zuzugreifen. Dies schränkt sowohl das individuelle Lernen als auch die institutionelle Bildung im schulischen oder Hochschulkontext ein.

Warum trotzdem OER? – Über den Tellerrand hinausschauen

„Bildung ist ein Menschenrecht – sie befähigt Menschen, ihre politische, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Situation zu verbessern.”
Die Bundesregierung (2022): Hochwertige Bildung weltweit. URL: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/bildung-weltweit-1004538, zuletzt aufgerufen am 22.03.2023

In den 2015 beschlossenen globalen Nachhaltigkeitszielen hat auch Bildung einen besonderen Stellenwert erhalten. Demnach soll für alle Menschen der Zugang zu inklusiver, chancengerechter und hochwertiger Bildung gewährleistet werden.

Laut BMBF wird OER ein großes Potenzial zugesprochen, positiv zum Nachhaltigkeitsziel 4 „Hochwertige Bildung“ beizutragen (Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.) (2022): „OER-Strategie. Freie Bildungsmaterialien für die Entwicklung digitaler Bildung“. BMBF. S. 6). In einzelnen Ländern seien frei verfügbare Materialien eine notwendige Ergänzung zur Grundausbildung. Dieses Leitbild verfolgt auch die OER-Community, indem das individuelle und gemeinsame Lernen sowie die Rücksicht auf unterschiedliche Bedürfnisse gefördert wird. Dadurch können OER eine Stütze bei der individuellen Entfaltung sein und zu Innovationen anregen. Vor allem durch den Einblick in andere Wissensgebiete und Lernkulturen können wir unsere Fähigkeiten erweitern und über unseren eigenen Tellerrand hinausschauen. Durch (lebenslanges) Lernen sind wir offener für Veränderungen und können gemeinsame Lösungen für z. B. Chancenungleichheiten oder Umweltschutz erarbeiten.

Die Vereinten Nationen haben sich in der Agenda 2030 zu 17 globalen Zielen für eine bessere Zukunft verpflichtet, den Sustainable Development Goals (SDGs), die sowohl ökonomische, ökologische als auch soziale Aspekte miteinander verknüpfen. Laut Bundesregierung will der Zukunftsplan weltweit ein menschenwürdiges Leben ermöglichen und gleichzeitig unsere natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft bewahren. Dabei werden alle Akteur:innen – Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft und jedes Individuum – angesprochen, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und das eigene Handeln danach auszurichten.
(Die Bundesregierung (2022): Nachhaltigkeitsziele verständlich erklärt. URL: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-erklaert-232174, zuletzt aufgerufen am 22.03.2023)

17 Ziele für nachhaltige Entwicklung.

Bild: Public Domain

Bildung als Brücke

„Denn durch Bildung kann der Einzelne erkennen: Mein Handeln hat Konsequenzen – nicht nur für mich und mein Umfeld, sondern auch für andere. Ich kann dazu beitragen, die Welt ein Stück zu verbessern. Dieses Denken ist dringend notwendig, um Veränderungen anzustoßen, drängende globale Probleme zu lösen, damit auch zukünftige Generationen gut leben können.”
Die Bundesregierung (2022): Hochwertige Bildung weltweit. URL: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/bildung-weltweit-1004538, zuletzt aufgerufen am 22.03.2023

Was hat offene Bildung mit Klimaschutz zu tun? Die Antwort darauf ist naheliegend: Mit Hilfe von OER kann über Auslöser und Folgen des Klimawandels informiert werden. Und das Wichtigste: Für jeden Menschen frei zugänglich. Damit sind die Informationen zum Klimawandel sowie deren Lösungsansätze weder abhängig vom sozialen Status, Herkunftsland, Bildungsstand noch von finanziellen Mitteln. Es ist nämlich besonders wichtig, ein globales Problem wie den Klimawandel für jede:n verständlich zum machen, um es gemeinsam angehen zu können.

„Unser Wunsch: OER bietet das Fundament für Aufklärung: jede:r kann sich informieren, etwas dazulernen, einen eigenen Beitrag leisten und niemand wird ausgeschlossen.”
Ann Kristin Beckmann und Jennifer Majorowski aus dem OER-Team der RUB, 2023.

Dies ist auch das Ziel der Open Climate Campaign. Diese Kampagne setzt sich dafür ein, das Wissen über eines für die Menschheit schwerwiegendsten globalen Probleme offen zur Verfügung zu stellen. Sie betrachtet frei zur Verfügung stehendes Material als einen notwendigen Beitrag. Jede Person kann sich neues Wissen aneignen und eigenes Wissen teilen, ohne durch äußere Schranken daran gehindert zu werden. Nur durch den Austausch können Innovationen und Lösungsansätze entstehen.

Zum Schluss: Was bleibt?

OER funktionieren nur in einer Community – sie sind abhängig davon, dass Personen die Bereitschaft zeigen, ihre Materialien zu teilen. Gleichzeitig müssen auch die strukturellen und technischen Voraussetzungen gegeben sein, dies zu tun. Vernetzung ist hier das Schlagwort. OER-Praktiker:innen müssen sich austauschen können – nicht nur in Bezug auf die Materialien selbst, sondern auch in Hinblick auf die Weiterentwicklung und Ziele von OER. Dabei ist uns vor allem durch die Digitalisierung die Möglichkeit gegeben, (schneller) voneinander und miteinander zu lernen. Dazu braucht es Ersteller:innen, Nutzer:innen sowie Orte, an denen wir unsere Materialien teilen können, uns austauschen und gemeinsam die Entwicklung gestalten.

Trotz der noch vorhandenen Herausforderungen können freie Bildungsmaterialien für die Entwicklung einer dynamischen Lehr-/Lernkultur essenziell sein. OER müssen als Ergänzung oder Bereicherung herkömmlicher Bildungsmethoden verstanden werden – eine Bildung innerhalb und außerhalb der herkömmlichen Schul- und universitären Bildung hin zu einem lebenslangen Lernen für alle. Durch den offenen Zugang erhalten alle zusätzlich die Möglichkeit, sich auch über Bildungsabschlüsse hinaus weiter Wissen anzueignen. Somit kann die eigene Zukunft gestaltet und gleichzeitig die Welt nachhaltig verändert werden.

Mehr zu diesem Thema

  • OpenRUB ist die Plattform für frei zugängliche und offene Lehr- und Lernmaterialien für alle Fachbereiche der Ruhr-Universität Bochum.

  • ORCA.nrw ist ein kostenfreies Online-Portal rund um digital gestütztes Lehren und Lernen an Hochschulen. Hier finden Sie ein gemeinsames digitales Angebot der öffentlich-rechtlichen Universitäten, Fachhochschulen sowie der Kunst- und Musikhochschulen in Nordrhein-Westfalen, organisiert unter dem Dach der Digitalen Hochschule NRW.

  • Lesen Sie auch unseren letzten Blogbeitrag zum Thema „Mit OER Bildung gemeinsam gestalten“.

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