Dieses Arbeitspapier und unsere Arbeitsgruppe hat eine Vorgeschichte. Sie haben vielleicht schon davon gelesen – auch hier im Blog. Im Sommer 2019 gründete sich unter interessierten Teilnehmer:innen der HFD-Summer School in Berlin eine Arbeitsgruppe, die in den folgenden Monaten der Fragestellung „Welche Faktoren motivieren Dozierende zur Umsetzung der digital unterstützten Lehre an ihren Hochschulen bzw. woran scheitert die Umsetzung?” nachgehen wollte. (Siehe ersten Blogbeitrag zu diesem Thema.)
Eigentlich wollten wir viele eigene Fragen stellen
Wir planten dazu eine breit angelegte quantitative Erhebung unter Lehrenden deutscher Hochschulen und erhofften uns neue Erkenntnisse über Einstellungen, Hemmnisse, Motivlagen und mögliche Anreize für den Einsatz digitaler Lehre an Hochschulen. Als Produkt der Community Working Group sollten motivationsfördernde Maßnahmen und Konzepte im Sinne eines Anreiz- und Maßnahmenportfolios entwickelt werden.
Umdenken war gefragt
Unser ursprüngliches Vorhaben wurde aufgrund der weltweiten Coronapandemie seit dem Frühjahr 2020 zunächst unterbrochen. (Siehe zweiten Blogbeitrag zu diesem Thema.) Jede:r von uns, die wir alle in zentralen Stellen der didaktischen Lehr- und Lernberatung mit E-Learning-Schwerpunkten an verschiedenen deutschen Hochschulen beschäftigt sind, war aufgrund der ad-hoc-Umstellung der Lehre in den Online-Bereich mit der eigenen Kerntätigkeit ausgelastet. Zusätzlich wurde uns nach den ersten Wochen in dieser neuen, notwendigen Online-Lehrsituation deutlich, dass eine Umfrage, die nach Hemmnissen oder Motivationen beim Einsatz digitaler Elemente in der Lehre fragt, zum Zeitpunkt einer allgemeinen Verunsicherung und „zwanghaft notwendig gewordenen“ Digitalisierung ob der äußeren Umstände, keine belastbaren Ergebnisse zu erwarten sind. Umfragen gab es dazu sowieso genügend – die eigenen Hochschulen sowie regionale und überregionale Institute erfragten bei den Hochschullehrenden Zufriedenheit, Herausforderungen, Kommunikationsformen, technische Ausstattung, Supportstrukturen, Gelingen oder Mehraufwand bezogen auf die neue, rein digitale Lehrsituation und vieles mehr.
Nach einer kurzen Phase der Neu- und Umorientierung unseres CWG-Vorhabens, fokussierten wir uns daher neu.
Neuer Schwerpunkt der CWG
Wir entschlossen uns, der spannenden Frage nachzugehen, welche übergreifenden und grundsätzlichen Lehren aus dem digitalen SoSe 2020 gezogen werden können und welche konkreten Handlungsempfehlungen E-Learning- und Hochschuldidaktischen Zentren helfen würden, Hemmnisse und Skepsis von Lehrenden gegenüber dem Einsatz digitaler Lehre auch für Post-Corona-Zeiten abzubauen.
Wir begannen also mit einer systematischen Darstellungsarbeit in Form einer Daten- und Auswertungsübersicht und sammelten dafür bereits verfügbare Informationen aus veröffentlichten Befragungen bis zum Oktober 2020, um diese zu sichten, zusammenzufassen, kritisch zu bewerten und Handlungsempfehlungen abzuleiten. Grundlage unserer Übersichtsarbeit waren also die bereits veröffentlichten Befragungsergebnisse diverser deutscher Hochschulen zur Online-Lehre des SoSe 2020.
Finally – unser Arbeitspapier liegt vor
Als Resultat entstand vorliegendes Arbeitspapier, welches die Ergebnisse bestehender Erhebungen einiger deutscher Hochschulen zur Lehre im Sommersemester 2020 unter Corona-Bedingungen systematisch aufbereitet und dabei mögliche Widerstände der Umstellung auf Online-Lehre ableitet sowie Handlungsempfehlungen zum möglichen Abbau der Barrieren formuliert.
Nach einer (nicht ganz freiwilligen) aber fruchtbaren und erkenntnisreichen Verlängerung der Communityarbeit freuen wir uns nun sehr, unsere Ausarbeitungen vorstellen zu können:
Hier können Sie unser Arbeitspapier ansehen!
(Schumacher, F., Ademmer, T., Bülter, S., Kneiphoff, A. (2021). Hochschulen im Lockdown – Lehren aus dem Sommersemester 2020. Arbeitspapier Nr. 58. Berlin: Hochschulforum Digitalisierung.)
Unser persönliches Fazit lautet: Eine wirklich intensive (Arbeits-)Zeit neigt sich mit der Veröffentlichung des Dokuments dem Ende entgegen. Trotz widriger Umstände, veränderten Themenschwerpunkten und Teambesetzung, einiger Nachtschichten und dauerrödelnden Kaffeemaschinen: Es hat sich gelohnt! Nicht zuletzt wegen der sehr kollegialen und engagierten Arbeit unter uns Autorinnen und Autoren verschiedener Hochschulen, die dasselbe Thema im Blick hatten. Unser Dank gilt zusätzlich den Kolleginnen und Kollegen des HfD und der HRK für das Möglichmachen dieses Projekts sowie der fortwährenden Unterstützung in allen Belangen.
Und noch etwas…
Gerne schon einmal vormerken, wir werden über unsere Arbeit auf der 16. Tagung der Gesellschaft für Hochschulforschung „Qualität im Hochschulsystem“ (16.-17.09.2021 digital in Gießen) berichten. Spannend!
Über unsere Autor:innen:
Dr. Fabian Schumacher arbeitet an der Universität Bielefeld in der Hochschuldidaktik – Team digitales Lehren und Lernen. Er berät Lehrende zu hochschuldidaktischen Fragestellungen und unterstützt bei der Umsetzung digitaler Lehr- und Lernformate. Er forscht u. a. zur digitalen Begleitung von Praxisphasen und den sich daraus ergebenden Auswirkungen auf affektiv-motivationale Variablen angehender Lehrender.
Anika Kneiphoff ist Projektleiterin im Bereich eLearning des Zentrums für Wissenschaftsdidaktik an der Ruhr-Universität Bochum. Als Pädagogin (Erwachsenenbildung) und Sozialpsychologin betreut sie dort seit 2010 unterschiedliche (z. T. auch studentisch-geprägte) E-Learning-Projekte und ist zudem mit der internen Öffentlichkeitsarbeit betraut.
Sophie Bülter arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem interdisziplinären Projekt „Blended Learning & E-Lectures“ am Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung (ZQ) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und ist für die didaktische Unterstützung zuständig. Im Rahmen des Projektes wird die Entwicklung und Implementierung von verschiedensten Blended Learning-Angeboten in ausgewählten Bereichen der JGU gefördert.
Tobias Ademmer ist Leiter des Bereichs „Digitales Lehren und Lernen“ im Zentrum für Digitalisierung der Hochschule für angewandte Wissenschaften Neu-Ulm. Er studierte Medieninformatik mit Schwerpunkt Medienpädagogik / Medienpsychologie an der Universität Ulm. Zudem absolvierte er berufsbegleitend den Studiengang MBA Betriebswirtschaft an der Hochschule Neu-Ulm. Gemeinsam mit seinem Team berät und begleitet er die Lehrenden der HNU in der Planung und Umsetzung von Blended Learning Szenarien.
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